Übersetzer und Dolmetscher im Tatort & Co.

von

Immer verschroben und irgendwie "daneben"

Es lebe das Klischee!

Gibt es auch ganz normale Übersetzer und Dolmetscher? Das fragt man sich schon manchmal, wenn man Sonntag abends Tatort schaut - oder auch andere Krimis, Serien und Filme. Zuletzt zu bewundern im Tatort Kiel "Borowski und das Glück der Anderen" am Übersetzer-Mordopfer und seiner Dolmetscher-Ehefrau.

Irgendwie klebt am Dolmetscher oder Übersetzer so ein "Verschroben"-Etikett. Wir werden oft als irgendwie seltsam, zurückgezogen, einsam, grau, menschenscheu, usw. dargestellt. Oft dargestellt als Literaturübersetzer, die das Klischee des "armen Poeten" bedienen. Dabei sind Übersetzer und Dolmetscher alle Menschen wie du und ich. Gut, als Übersetzerin sitzt man dabei meist hinter dem Schreibtisch am Computer und übersetzt oder recherchiert im großen Internet. Aber das machen andere auch: Journalisten, ITler, Kaufleute und viele mehr. Dolmetscher dagegen sind sehr viel unterwegs und müssen schon von Berufs wegen gut mit Menschen können. Also eher das Gegenteil dieses Klischees,

Was bringt nun Drehbuchschreiber dazu, uns immer in diese "Seltsam"-Ecke zu stellen? Vielleicht fällt es mir auch nur so auf, weil ich selbst in dem Beruf arbeite. Geht eventuell Hausmeistern, Gärtnern oder Kassiererinnen - um bei diesem Kiel-Tatort zu bleiben - auch so, die immer nur klischeehaft dargestellt werden.

Oder liegt dieses Klischee darin begründet, dass wir oft im Hintergrund arbeiten und unsere Arbeit selbst nicht sichtbar ist? Dass wir durch unsere Arbeit nur die Arbeit von anderen sichtbar machen, die ohne uns für den Leser gar nicht sichtbar wäre? Wir fallen einfach nicht auf, wenn wir unsere Arbeit ordentlich machen. Dabei sind wir das Schmierfett, das die internationale Wirtschaft am Laufen hält. Ohne Übersetzer, Dolmetscher oder Fremdsprachenkorrespondenten würde es im Exportgetriebe ganz schön krachen.

Ein anderes Klischee als das vom "grauen scheuen Mäuschen" ist im Fernsehen ebenfalls sehr beliebt: "der übersetzt ja nur Betriebsanleitungen" - und dann erscheinen vor dem geistigen Auge diese sehr schlechten "Übersetzungen" (ja, die Anführungszeichen sind Absicht) von billigen kleinen Elektrogeräten. Diese sind in der Regel aber gar nicht von einem Übersetzer gemacht, zumindest von keinem, der seinen Beruf ernst nimmt. Für sehr billige kleine Geräte lohnt es sich scheinbar für den Hersteller oft nicht, einen ordentlichen Übersetzer zu beauftragen. Die vorgeschriebene Anleitung in Landessprache wird als lästiges Übel betrachtet und so billig wie möglich erstellt - z. B. maschinell oder als Marke Eigenbau mit Sprachkenntnissen, die grade so dafür reichen, sich "im Urlaub einen Kaffee zu bestellen". Nach dem Motto: Das liest ja sowieso keiner. Die Hersteller verlassen sich darauf, dass der Nutzer des Geräts auch so zurecht kommt. Da lobe ich mir dann doch die Firmen, die sich Mühe geben und das Problem mit aussagekräftigen Bildern lösen, die in allen Sprachen verstanden werden. Die ruinieren zumindest nicht unseren Ruf.

Ich würde mich jedenfalls freuen, wenn ich irgendwann mal einen realistischen Übersetzer oder Dolmetscher in einem Tatort sehen würde. So als ganz normalen zurechnungsfähigen Zeugen oder Nachbarn, der mitten im Leben steht!

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